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Meet the Street -
Augsburger Straßenfotografie
mit Peter Biet

Streetfotografie ist Fotografie im urbanen öffentlichen Raum. Für gewöhnlich arbeiten Streetfotografen in der Schwarz-Weiß-Technik. Auch kommt es ihnen in der Regel nicht darauf an, technisch perfekte Bilder zu produzieren.
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Sie haben auch nur ein geringes Interesse an einer aufwendigen Bildbearbeitung. Manche Streetfotografen lehnen eine solche sogar in Gänze ab. Entscheidend für den Streetfotografen ist einzig die Geschichte, die das Bild erzählt und dessen ästhetischer Aufbau.
Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 Streetfotografie ausdrücklich als Kunstform eigener Art anerkannt. Somit ist Streetfotografie durch die grundgesetzlich garantierte Kunstfreiheit geschützt.
Nichtsdestotrotz braucht die Streetfotografie klare ethische Grundsätze.


Streetfotografen

Als „Vater“ der Streetfotografie wird gemeinhin Henri Cartier-Bresson (1908-2004) angesehen. Seine Gedanken zu Aufbau und Inhalt eines guten Streetfotos prägen noch immer das Schaffen vieler Streetfotografen. Cartier-Bresson, dessen fotografisches Werk anzusiedeln ist im Zwischenbereich von Dokumentation und Kunst, war immer auf der Suche nach dem „entscheidenden Augenblick“ - also nach dem Moment, zu dem es gilt, das Foto zu machen, weil gerade dieser kurze Moment auf die Gesamtgeschichte des im Bild Dargestellten verweist.

Neben Cartier-Bresson lassen sich noch viele weitere wunderbare Streetfotografen des 20.Jahrhunderts benennen, etwa der „Meister der Pariser Nächte“ Brassaï (1899-1984) oder Robert Droisneau (1912-1994).

Auch die großartige Dorothea Lange (1895-1965) und Walker Evans (1903-1975), die beide das Elend in den USA der 1930ger Jahre dokumentiert haben, können in einem weiteren Sinne zu den bedeutendsten und bekanntesten Streetfotografen gerechnet werden.

Meine absolute Favoritin unter den Streetfotografen des letzten Jahrhunderts aber ist das aus chaotischen Verhältnissen stammende und in vielfältiger Hinsicht psychisch auffällige Kindermädchen Vivian Maier (1926-2009), deren fotografisches Lebenswerk erst nach ihrem Tode durch Zufall entdeckt und veröffentlicht wurde. In jeder freien Minute streifte Vivian Maier durch die Straßen Chicagos (aber auch anderer Orte), wobei ihr ihre Rolleiflex die Möglichkeit verschaffte, Kontakt mit ihrer Umwelt aufzunehmen, was ihr auf anderem Wege zu einem guten Teil verwehrt war.

Aktuell ist Streetfotografie weltweit „en vogue“, wobei nicht alles, was sich unter dem Label „Streetfotografie“ präsentiert, aus meiner Sicht tatsächlich dazu rechnet. Dies gilt insbesondere für all die Fotografen, die ihre Bilder inszenieren und damit nicht mehr im Sinne von Cartier-Bresson in der aktuellen Lebenssituation den „entscheidenden Augenblick“ abwarten oder aber die sich ästhetisch „verkünsteln“ statt tatsächlich eine Geschichte zu erzählen.
Herausragend gute Streetfotografen sind heute in meinen Augen, natürlich neben unzählig vielen anderen, Joel Meyerowitz (geb. 1938) und der aus Serbien stammende Boogie (geb. 1969).



Zu meiner Person

Vor 65 Jahren wurde ich in Augsburg geboren, wo ich auch heute -nach mehreren anderen Lebenstationen- wieder lebe.
Alle meine Bilder entstehen in Augsburg. Ich versuche mit ihnen zum einen die „Augschburger Seele“ einzufangen und zum anderen für meine Enkeln ein Zeitdokument zu schaffen, wobei mich am meisten freut, dass viele meine Bilder lustig oder humorvoll finden. Denn es ist ja nicht so ganz einfach, jemanden zum Schmunzeln zu bringen. Außerdem versöhnt mich die Streetfotografie damit, dass ich als „gefühlter Dörfler“ in der Großstadt lebe.
Um diese Ziele zu erreichen, streife ich fast täglich durch die Augsburger Straßen, immer mit einer Kamera in der Hand, um gerüstet zu sein, wenn etwas Spannendes passiert. Und es geschieht fast immer etwas.
Nebenbei schult dieses Umherstreifen das Sehen und die Aufmerksamkeit fürs (städtische) Leben.
Wenn man fotografiert, sollte man aus meiner Sicht wie bei jeder anderen Kunst genau wissen, was man will. Andernfalls wird daraus kein „Werk“ entstehen können.
Es gibt viele tolle Fotografien und jeder Fotografierende sollte da seiner Bestimmung folgen. Für mich gibt es nichts Spannenderes wie Menschen. Also gehe ich dahin, wo ich Menschen treffe. Und also kann ich auch nichts anderes fotografieren als Menschen.
Mein „Brotberuf“ ist im Übrigen evangelischer Theologe, zuletzt 27 Jahre an einem Augsburger Gymnasium.
Wenn ich nicht in Augsburg mit der Kamera unterwegs bin, dann verbringe ich meine Zeit an der wunderschönen Werra in Heldra.
Mein besonderer Dank gilt den Fotofreunden der Fotowerkstatt Heldra mit ihrem „spiritus rector“ , meinem Nachbarn und Freund Werner Müller-Gall und der Stadt Treffurt, die mir beide diese Ausstellung allererst ermöglicht haben.

Peter Biet